Wow,
der Thread hat ganz schön die Richtung geändert. Mittlerweile sind
wir beim Wahlkampf angekommen.
Ich denke mal die Probleme in unserer Gesellschaft sind zu maigfaltig
als daß wir sie hier in einem Forum gelöst bekommen.
Ich kann nur aus meiner Sicht anmerken, daß unser Land als Standort
für einen Unternehmer nicht besonders interessant ist. Ich selbst
beschränke meine Aktivitäten mittlerweile auf den Handel und eine
kleine Produktion.
Noch vor einigen Jahren hatte ich 8 Arbeiter beschäftigt und
belieferte Industrieunternehmen mit konfektionierten Kabeln, welche wir
nach Kundenspezifikation hier in Deutschland gefertigt haben. Auf Grund
der starken Konkurenz aus den osteuropäischen Nachbarländern, mit
deren Lohnkosten UND Niedrigsteuern wir nicht mithalten konnten, habe
ich die Leute entlassen (bis auf eine) und die Fertigung in die
Slowakei und Ukraine verlagert. Diese Arbeitsplätze sind für immer
verloren.
Ich bin nicht der einzige, der zu einem solchen Schritt gezwungen
wurde.
Die Entscheidung für diesen Schritt lag in den hohen Lohnkosten und
der deutschen Bürokratie begründet. Um überhaupt Arbeitskräfte zu
finden mußte ich mindestens 9 - 9,50 Euro/Stunde bezahlen. Incl. der
Lohnnebenkosten kostet mich die Arbeitsstunde somit etwa 13 -14 Euro.
Eine Arbeiterin erhält davon etwa 6 Euro. Die Nebenkosten und meinen
eigenen Verdienst eingerechnet muß ich die Arbeitsstunde für etwa 25
Euro anbieten. Die ausländische Konkurenz kann die gleiche Arbeit für
6-10 Euro offerieren.
Wie soll eine Lösung für dieses Problem aussehen? Mir fällt dazu
nichts ein. Wir werden wohl noch weiter Arbeitsplätze in solchen
Bereichen mit einfacher Arbeit verlieren. Und das Gerede mit
Zukunftstechnologien hilft den ArbeiterInnen die gering qualifiziert
sind nicht. Aus denen können wir keine Ingenieure oder
Naturwissenschaftler machen. Sie bleiben arbeitslos.
Beispiel Bürokratie und Hemmnisse:
Ich war ursprünglich dazu geneigt, das Unternehmen in eine GmbH
umzuwandeln. Die Umwandlung in eine Kapitalgesellscshaft wurde
notwendig, da ich als Hersteller von Tauchlampen, welche u.a. in die
USA exportiert werden, die Produkthaftung übernehmen muß. Geschieht
mit einem der Produkte in Unfall können die Schadenersatzforderungen
nicht abschätzbare Höhen annehmen. Um diese Haftung zu beschränken
ist eine Kapitalgesellschaft ein probates Mittel.
Nun zur Gründung einer GmbH. Diese nimmt einige Wochen Zeit in
Anspruch, ein Notar muß eingeschaltet werden und es kostet eine Menge.
Das Stammkapital ist so gut wie "eingefroren" und steht nur begrenzt
für die Geschäftstätigkeit zur Verfügung.
Eine Ltd. kann an einem Tag online gegründet werden und die Gründung
kostet etwa 100 Euro. Sie erfüllt die gleichen Bedingungen
hinsichtlich der Haftungsbegrenzung und kann innnerhalb der EU den
Firmensitz frei wählen.
Man sieht also, andere Länder sind in einigen Punkten bereits mehrere
Schritte weiter als wir hier in Deutschland. Trotzdem reden die
Politiker aller couleur nur von "Entbürokratisierung", getan hat sich
in der Richtung nichts. Eher das Gegenteil ist der Fall.
Für den überwiegenden Teil der deutschen Unternehmen ist das Verlegen
des Firmensitzes ins Ausland übrigends nicht möglich. Das machen
hauptsächlich die Großen. Mit entsprechenden Strukturen zahlen die
dann so gut wie keine Steuer, stecken fette Fördermittel ein und
erpressen den Staat. Und die kleineren Mittelständler zahlen letzten
Endes die Zeche.
Viele Grüße
Michael