Hallo Jörg,
wenn Dich ein türkischer Arbeitgeber unbedingt haben will, dann ist
das - nach Überwindung des entsprechenden Papierkrams - auch machbar.
Insofern quasi gleich - aber mit Ausnahmen. Ich bin im deutschen
Arbeitsrecht (oder unter was fallen diese Fälle) nicht genug
bewandert, aber ich kann mir schon vorstellen, dass es zumindest in
der EU auch Arbeitsbereiche gibt, die den Europäern vorbehalten sind -
wie gesagt, ich weiß es nicht. In der Türkei sind das beispielsweise
solche Berufe wie Psychologe. Irgendwo gibts dazu eine lange Liste,
die einen erst mal demoralisieren kann, andererseits gibts ne Menge
kreativer Lücken. Nur beim Dive Guide gibts meine Wissens keine
Ausnahme - wobei - jetzt seh ichs bald sportlich - und da ich im April
"den" Türken heirate werd ich mal nachfragen, ob das was ändert, meine
Staatsangehörigkeit werde ich aber (latürnich .. !!) nicht aufgeben.
Ich vermute dass sich nix ändert.
Was CMAS in der Türkei anbelangt .. ich bin PADI "Instructor" - aber
ganz ehrlich, der IDC und die Prüfung waren vergleichsweise
anspruchsvoll (ich weiß dass der Vergleich hinkt, aber soviel hab ich
seit meinem Diplom in BWL an einer "Kaderschmiede-Uni" nicht mehr
gepaukt - allerdings bin ich auch ehrgeizig .., ich wollte die Prüfung
dann schon nahe der Höchstpunktzahl bestehen) und zumindest aus meiner
Warte (hab ihn in der Türkei gemacht) unter strenger Kontrolle -
durchschmuggeln gabs nicht, von 13 Anwärtern wurden 2 nicht zur
Prüfung zugelassen und einer ist durchgefallen. CMAS-Tauchlehrer zu
werden ist im Vergleich dazu in der Türkei ziemlich einfach, ein
bisschen Geduld und Geld und jedes Jahr gibts nen Stern mehr. Was,
imho nur wieder beweist, dass es darauf ankommt, wie etwas gelebt
wird. Dass ich in dem IDC diejenige war, die mit 1000 Tauchgängen die
mit grooooßem Abstand größte Erfahrung hatte - darüber war ich auch
zumindest erstaunt (die geringe Zahl an Tauchgängen die zur Zulassung
zum IDC benötigt werden ist indiskutabel .. ) und das Brainwashing hab
ich an mir vorbeirauschen lassen, aber ich konnte schon noch einige
didaktischen Tips mitnehmen (ich bin von Beruf Unternehmensberaterin -
Schwerpunkt Management-Trainings, so ein bissl weiß ich schon, wie man
Menschen etwas beibringt) und wenn alle PADI Instructoren so arbeiten
würden, wie sie es dort lernen, dann wäre der Ruf auch nicht so
schlecht! Aber das ist - wie schon so oft diskutiert - eine Frage der
Einstellung und ich kann mit meinem Ruf als "harter Hund" ganz gut
leben, die Jungs und Mädels sollen schon stolz sein, wenn sie das
Kärtchen bekommen - nachwerfen find ich doof und wenn ich mit dieser
Einstellung Kunden verliere, dann auch gut. Da wir uns nicht wirklich
immer an "Sporttauchertiefen" halten, mag ich keine Taucher, die nicht
wissen was sie tun. Und um mich rum sind die ganzen Sterne-Taucher und
Tauchlehrer, die den Kick einer bestandenen Prüfung nie erfahren
haben... weil Prüfung gabs einfach nie :). Das gilt nicht für die Dive
Guide Prüfung - no chance sich die zu erkaufen!
Natürlich guide ich und alle anderen TLs und auch nicht TLs aber
erfahrene, ortskundige Taucher unseres Vertrauens auch - aber den Dive
Guide müssen wir an Bord haben. Er ist sozusagen der
Verantwortungsträger, der die Interessen der Türkei wahrt hinsichtlich
Tauchsicherheit, Schutz der archäologischen Scherben usw. Und die
Küstenwache ist sich nicht zu schade - zumindest bei uns - dies auch
regelmäßig zu kontrollieren. ***-Tauchlehrer ist Vorschrift der Tauch-
Federation .. das interessiert im Prinzip keinen, Du musst nur irgenwo
einen Wisch haben, dass Du einen solchen Tauchlehrer bei Dir im Team
hast, sonst bekommst Du Deine Genehmigung nicht als Tauchbasis
arbeiten zu dürfen. Ob der an Bord ist, das kontrolliert die
Küstenwache nicht. Insofern hat der Dive Guide schon einen hohen
Stellenwert.
Ich glaube, dass Dein Vergleich mit dem Führerschein hinkt, weil der
Führerschein befähigt Dich ja zunächst nur dazu ein Fahrzeug sicher im
Straßenverkehr zu führen - Kapitänspatente von Ausländern sind denen
der Türken auch gleichgestellt.
Allerdings - die Diskriminierung die spür ich schon auch. Ich werde
aber ganz schnell milde in meinem Urteil, wenn ich an die
unglaublichen Prozeduren und Schikanen der deutschen Behörden denke,
wenn es darum geht, einem Türken ein Touristen-Visum für Deutschland
zu geben. Fast ausgeschlossen .. Wenn Du ein Unternehmen hast, kein
Problem. Also, wenn wir Deutsche für Auslandsreisen so einen Terz
mitmachen müssten - dann wär das Geschrei erst groß!!!!!!! Allerdings
- ich sage das ohne auf die Ursachen des Problems einzugehen - da warf
der eine Staat ein Steinchen (die Zulassung seinerzeit zum
Gastarbeiter in Deutschland war wohl eher einer
"Schlachtviehkontrolle" ähnlich - ganz sicher nicht wertschätzend und
respektvoll), der nächste ein größeres (keine Arbeitsgenehmigungen in
der Türkei) und irgendwann schalten alle auf stur. Immer mit scheinbar
guten Argumenten :).
Ein weites Feld!!! Und ich lerne von den Türken .. sich aufregen
bringt mich nicht weiter, die kreativen Lösungen gegebenfalls schon.
So .. Rechtschreibfehler, verschachtelte Sätze und wirre Gedankengänge
bitte mit Nachsicht belächeln, ich bin gerade in einer Seminarwoche
und war mit meinen Teilnehmern auf Piste gewesen - Trinkfestigkeit
stärkt das Vertrauen der "Werker" in meine Kompetenz (und sattelfest
in Sachen Bundesliga ..) und richtig Spaß hatten wir auch - aber so
ganz Herr meiner Sinne bin ich noch nicht (wieder). Aspirin und
Magnesium ist schon eingeworfen - jetzt schnell Powerschlafen!
Interessanter Austausch den wir hier haben - ich bin neugierig - wie
kommt es, dass Du Dich so interessierst?
Herzliche Grüße aus Hanau .. am Dienstag gehts endlich wieder heim!!!!
Corinna
PS .. wollte ein bisschen auf www.notabstieg.de stöbern, aber dafür
hab ich nicht die nötige Berechtigung, ist das richtig?